Zur Geschichte von Niue
Die Insel Niue wurde 900 n. Chr. von Einwanderern von Samoa besiedelt.
Durch mündliche Überlieferung sind die Namen der fünf ersten
Siedler bekannt, darüber hinaus wird über Rivalitäten zwischen
Dörfern und Kontakte mit anderen Inseln berichtet. Im 16. Jahrhundert
kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit Einwanderern von Tonga,
die ebenfalls auf der Insel siedelten. 1774 entdeckte der britische Seefahrer
James Cook die Insel.
Heute hat Niue ungefähr 2 000 Einwohner (1995 geschätzt),
knapp 15 000 Niueaner leben in Neuseeland. Die Einwohnerzahl der Insel
war Mitte der sechziger Jahre fast dreimal so hoch, aber das Fehlen wirtschaftlicher
Möglichkeiten löste eine große Abwanderungswelle aus –
die meisten Niueaner gingen nach Neuseeland.
1900 wurde Niue britisches Protektorat. Nur ein Jahr später annektierte
Neuseeland die Insel als ein Teil der Cook-Inseln. Seit 1903 hat Niue einen
eigenständigen Status mit eigener Verwaltung. 1974 erhielt Niue die
volle innere Autonomie und ist seitdem in freier Assoziation mit Neuseeland.
Die Einwohner Niues behielten die Staatsbürgerschaft Neuseelands.
Der Einfluss aus Neuseeland macht sich in Kleidung, Essgewohnheiten, Häusern,
Geschäftsgepflogenheiten und der Regierungsform auf Niue bemerkbar.
Die Niueaner sind Polynesier. Auf der Insel leben außerdem Menschen
aus Samoa, Tonga und von anderen Pazifikinseln sowie aus Europa.
Niueanisch zählt zu den polynesischen Sprachen. Früher
gab es im Norden und Süden unterschiedliche Dialekte – Hintergrund
hierfür waren die Siedler aus Samoa und aus Tonga. Heutzutage sind
diese Unterschiede so gut wie verschwunden. Die meisten Erwachsenen sprechen
sowohl Niueanisch als auch Englisch, letzteres ist Amts- und Geschäftssprache.
Nahezu alle Niueaner gehören einer von fünf christlichen
Konfessionen an. Drei Viertel der Bevölkerung sind der Ekalesia Niue
(Christlichen Kirche Niues) zugeordnet, einem lokalen Abkömmling der
London Missionary Society. Diese steht dem Kongregationalismus nahe und
hat einen beträchtlichen politischen Einfluss. Etwa ein Zehntel der
Einwohner sind Mormonen, der Rest gehört den Adventisten, Katholiken
oder Zeugen Jehovas an.
Religion ist ein wichtiger Faktor im Leben auf Niue. Die meisten gesellschaftlichen
Aktivitäten werden von den Kirchen organisiert.
Ein Teil der als Nahrungsmittel dienenden Feldprodukte wird auf
der Insel angebaut. Taro (stärkehaltige Knolle eines Aronstabgewächses)
ist wie auf vielen Südseeinseln das Hauptnahrungsmittel. Daneben zählen
Maniok, Jamswurzeln, Bananen, Brotfrüchte, Kokosnüsse und Papayas
zu den weiteren Grundnahrungsmitteln. Zusätzlich gibt es im geringen
Maße Schweine- und Hühnerzucht – wenngleich auch tiefgefrorenes
Hühnerfleisch importiert wird. Als weitere Nahrungsquelle dienen Fisch
und Krustentiere, die im nahe gelegenen Riff gefangen werden. Einen gewissen
Teil der Nahrungsmittel muss die Insel importieren (meist aus Neuseeland),
dazu zählen beispielsweise Rindfleisch, Obst und Gemüse, das
nicht in den Tropen wächst, Bier und andere Getränke.
Beliebte einheimische Gerichte sind Faikai, in Kokoscreme marinierter
Fisch, und Takihi, in Blätter gewickelte Taro- und Papayascheiben.
Kleine Bäckerbetriebe stellen exotische Brotsorten her, wie z. B.
Kokosbrot.
Üblicherweise sind Frühstück und Abendessen die einzigen
Hauptmahlzeiten am Tag. Bei besonderen oder traditionellen Anlässen
werden die Speisen auf großen Blättern gereicht, ansonsten verwendet
man Geschirr und Besteck. Wird mit der Hand gegessen, was ebenfalls üblich
ist, benutzt man die rechte.
Alle regulären Mahlzeiten finden im Kreise der Familie statt. Bei
gesellschaftlichen Anlässen wie Hochzeiten bedienen sich die Gäste
selbst. Dabei ist es üblich, dass die Gäste sich zusätzliche
Portionen einpacken und mit nach Hause nehmen.
Bei der Arbeit grüßen sich die Niueaner auf Englisch
oder auf Niueanisch mit Fakaalofa atu! (“Liebe sei mit Dir!”). Auch die
informellere Form Mafola? (“OK?”) wird häufig verwendet.
Die Niueaner sprechen sich teilweise mit dem Vornamen an, üblicher
sind jedoch Spitznamen.
Beim Abschied sagt man Koe kia! (“Auf Wiedersehn!”). Verabschiedet man
sich von zwei Leuten, lautet der Gruß Mua kia!, bei drei oder mehr
Leuten Mutolu kia! Wenn jemand für längere Zeit weggeht, sind
Monuina! oder Monuina e fenoga! (“Segen”, oder “Segen für die Reise!”)
am angemessensten. Umgangssprachliche englische Grußformeln sind
ebenfalls üblich.
Kricket und Rugby zählen zu den beliebtesten Sportarten, die
man auf der Insel treibt. Weitere sportliche Aktivitäten sind z. B.
Volleyball, Fußball, Tischtennis, Netzball und Laufen. In der Hauptstadt
Alofi gibt es einen Neun-Loch-Golfplatz. An Ausstellungstagen, wie dem
im Juni bei Hakupu, veranstaltet man Sportvorführungen, und es wird
Kunsthandwerk gezeigt. Bei kulturellen Veranstaltungen werden in vielen
Fällen auch traditioneller Gesang, einheimische Musik und Tänze
angeboten.
Die Einwohner von Niue feiern Neujahr am 1. Januar. Commission Day
ist der Feiertag am 2. Januar. Die Osterfeiertage dauern von Karfreitag
bis Ostermontag. Der Anzac-Tag, am 25. April, hat seinen Namen vom Akronym
für Australia and New Zealand Army Corps. Der Feiertag wurde 1920
eingeführt und soll an die Landung der Anzac-Truppen auf Gelibolu
(Dardanellen) im 1. Weltkrieg erinnern. Im Laufe der Zeit wurde der Anzac-Tag
auch zum Gedenktag für die Toten des 2. Weltkriegs und der Kriege
in Korea und Vietnam. Der Geburtstag von Königin Elizabeth II. wird
am ersten Montag im Juni gefeiert, obwohl ihr eigentlicher Geburtstag im
April liegt. Angeblicher Grund für die Verschiebung soll das bekanntermaßen
schlechte Aprilwetter in England sein. Constitution Day ist am 19. Oktober
und Peniamina's Day an einem Montag Ende Oktober. Weihnachten wird am 25.
Dezember gefeiert. Der Boxing Day (26. Dezember) hat seinen Namen von dem
alten britischen Brauch, dass die Angestellten in Handel und Dienstleistungsindustrie
mit getöpferten Gefäßen (boxes) herumgehen und Trinkgeld
einsammeln.
Als Rituale zur Volljährigkeit dienen die Zeremonien des Haareschneidens
(bei Jungen) und Ohrlochstechens (bei Mädchen). Die Zeremonien sind
mit einer kleinen Feier verbunden. Einem Jungen schneidet man in der Regel
nicht die Haare, bevor er mindestens sieben Jahre alt ist. Gäste sind
all diejenigen Familien, die ihrerseits die Gastgeber zu Haarschneide-Zeremonien
eingeladen haben. Geldgeschenke an die Familie des Kandidaten sind dabei
selbstverständlich.
Jeder bedeutende Gast schneidet eine Locke vom Haar des Jungen ab, die
meisten halten dazu eine kurze Rede. In der Zwischenzeit verteilt man die
Speisen, wobei jedem Gast soviel zugestanden wird, wie es seinem Geldgeschenk
entspricht.
Das Ohrlochstechen ist die entsprechende Feier für Mädchen.
Die Zeremonie wird ebenfalls mit Reden, Geldgeschenken und Essen gefeiert.
Niue ist ein mit Neuseeland assoziiertes, selbstverwaltetes Territorium,
wobei Neuseeland für die Außenpolitik und Verteidigung Niues
zuständig ist. Wie auch Neuseeland, erkennt Niue den britischen Monarchen
als Staatsoberhaupt an. Die Legislative liegt bei der so genannten Versammlung,
die 20 Mitglieder hat (eines für jedes Dorf und sechs inselweit gewählte).
Der Premierminister ist der Regierungschef und wird nach jeder Wahl von
der Versammlung aus ihrer Mitte gewählt.
Die Dörfer auf Niue haben eine lose Struktur und Zuständigkeiten
sind weit verteilt. Die meisten Entscheidungen fällen die Dorfräte.
Es gibt keine erbliche Hierarchie oder Aristokratie.
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Landwirtschaft auf Niue Island
Niue hängt stark von der Hilfe Neuseelands, Australiens und
der Vereinten Nationen (UN) ab. Eigene Einkünfte erwirtschaftet die
Insel durch Tourismus und kleinere Exporte nach Neuseeland. Die wichtigsten
Exportgüter sind u. a. Kokoscreme, Honig, Produkte aus Passionsfrucht,
Papayas und kunsthandwerkliche Gegenstände. Die gültige Währung
ist der Neuseeland-Dollar.
Büros und Geschäfte sind nur wochentags bis 16.00 Uhr
geöffnet. In Alofi wird am Freitagmorgen ein Markt abgehalten. Niue
hat drei größere Geschäfte, der gesamte übrige Einzelhandel
wird über kleine Familienbetriebe abgewickelt. Die anderen Gewerbe,
von Baufirmen bis hin zu Hotels und Restaurants, bleiben ebenfalls in kleinerem
Rahmen.
Bis in die frühen neunziger Jahre war die Regierung der größte
Arbeitgeber. Heute hat sich das Gewicht zum privaten Sektor hin verlagert,
zum einen, weil einige staatliche Betriebe privatisiert wurden, zum anderen,
weil Selbständigkeit jetzt mehr gefördert wird.
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Verkehr und Kommunikation
Niue hat eine Küstenstraße rund um die Insel sowie vier
die Insel durchquerende Straßen. Motorisierte Fahrzeuge sind üblich,
aber es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel. Regierungsangestellten
werden Transportmöglichkeiten zum Arbeitsplatz zur Verfügung
gestellt. Auf Niue herrscht Linksverkehr. Die Verbindungen mit anderen
Ländern sind sehr eingeschränkt – ein Versorgungsschiff kommt
einmal im Monat, aber nur gelegentlich legen andere Schiffe in Alofi an,
das den einzigen, für größere Schiffe zugänglichen
Hafen hat. Es gibt zwei Flüge in der Woche von und nach Hanan International
Airport, in der Nähe von Fonuakula. Der Luftpostdienst wird über
Auckland in Neuseeland abgewickelt.
Eine staatliche Radio- und Fernsehstation sendet an sechs Tagen in der
Woche für ein paar Stunden. Die meisten Inselbewohner haben Zugang
zu einem Telefon. Es gibt eine von privater Hand herausgegebene Zeitung,
die einmal wöchentlich erscheint.
Der Schulbesuch ist kostenlos und vom 5 (1995). bis zum 14 (1995).
Lebensjahr Pflicht. Das Schulsystem entspricht dem von Neuseeland. Schüler
aus allen Dörfern pendeln zur einzigen Grundschule und zur Niue High
School in Alofi. Die meisten Schüler beenden die Grundschule, aber
nur wenige schließen den Besuch der Oberschule ab. Hochschulkurse
können auf Niue an der Außenstelle der Südpazifik-Universität
(University of the South Pacific, mit Hauptsitz in Fiji) belegt werden,
aber ein vollständiges Studium kann nur im Ausland absolviert werden,
wofür die meisten Studenten nach Neuseeland übersiedeln.
Der Staat stellt die meisten medizinischen und zahnärztlichen Leistungen
gegen geringe Gebühren zur Verfügung. Ärzte aus Neuseeland
leben auf Niue und machen Hausbesuche auf der gesamten Insel. Geburtshilfe
und Neugeborenenversorgung sind auf einem grundlegenden Niveau gewährleistet.
In Alofi gibt es ein Krankenhaus, dessen Möglichkeiten in den meisten
Krankheitsfällen ausreichen, aber Patienten, die speziellere Behandlung
benötigen, werden nach Neuseeland gebracht. Die Kindersterblichkeit
ist niedrig, und es treten nur sehr wenige Tropenkrankheiten (z. B. Denguefieber)
auf. |
Panorama Blick von Süd Küste von Niue
Land bzw. Straßen Karte der Insel
Die Umgebung
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